Blohm und Voss – Die bekannteste Werft Deutschlands Schiffsschmiede an der Elbe
Die Blohm und Voss Schiffswerft befindet sich am nördlichen Ufer der Norderelbe gegenüber der Fischauktionshalle Altona. Als größte Werft in Hamburg blickt sie auf eine bewegte Geschichte zurück. Ihre beiden Schwimmdocks gehören zur Hamburger Silhouette wie der Michel und der DOM.
Blohm und Voss Schiffswerft auf Steinwerder
Der Sitz der Werft ist die Hamburger Elbinsel Steinwerder am Hermann-Blohm-Weg. Die beiden großen Schwimmdocks Dock 11 und Dock 10 gehören zum Stadtbild Hamburgs wie das Rathaus und der Hamburger Michel (Sankt Michaelis Kirche). In ihrem über 140 jährigen Bestehen, liefen auf der Blohm und Voss Werft so berühmt Schiffe wie das Schlachtschiff Bismarck, die Wilhelm Gustloff, das Segelschiff Gorch Fock und die Cap Arcona vom Stapel.
Der Lübecker Hermann Blohm
Aus einer wohlhabenden Lübecker Seehandels-Familie, entstammt der 1848 geborene Hermann Blohm. Bei Kollmann und Schetelig (jetzt LMG Maschinenbau & Anlagenbau GmbH) in Lübeck machte er eine Lehre. Praktische Erfahrung sammelte Blohm unter anderem bei der Bremer Werft C. Waltjen & Co. Im Anschluss begann er ein Studium der Ingenieurwissenschaften in Hannover, Zürich sowie am Königlich-Preußischem Gewerbeinstitut, dass er 1872 mit dem Examen abschloss. Blohm war seit frühester Jugend begeistert von Dampfschiffen und so ging er nach dem Studium 1873 nach England, um mehr über den Dampfschiffbau zu lernen. 1876 beschloss er mit seinem gewonnenen Wissen eine Werft in Lübeck zu gründen. Da es zu keiner Einigung mit seinem Wunschpartner, der Firma LMG kam, wich er nach Hamburg aus, wo er schließlich Ernst Voss kennenlernte. Blohm führte die Blohm und Voss Werft über 50 Jahre bis er 1930 im Alter von 82 Jahren in Hamburg verstarb. Verwendung des Bild Hermann Blohm mit freundlicher Genehmigung der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG.
Ernst Voss aus dem beschaulichen Rendsburg
Voss wurde 1842 als Sohn eines Hufschmieds in Fockbek bei Rendsburg in Schleswig-Holstein geboren. Er begann mit 15 Jahren eine Maschinenbaulehre bei der Büdelsdorfer Carlshütte. Voss zeichnete sich durch großen Fleiß und eine Begabung fürs Zeichnen aus, für die er auch Auszeichnungen erhält. 1863, im Alter von 21 Jahren, wechselte er nach Zürich, um am Polytechnikum (jetzt ETH Zürich) Maschinenbau zu studieren. Er schloss sein Studium frühzeitig mit einem Diplom und Ehrung ab.
Danach zog es ihn nach England, dem Mekka des Dampfschiffbau, um für die Firma Gwynne und R. Elder & Co. zu arbeiten. In Eigenregie entwickelte er dort eine Zentrifugalpumpe die per Dampfmaschine angetrieben wurde und die auf einer Maritimen Ausstellung in Le Havre mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Verwendung des Bild Ernst Voss mit freundlicher Genehmigung der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG.
Erste Berührungspunkte mit dem Schiffbau entstehen
In Sunderland bei North Eastern Engineering sowie in Schottland, bei der bekannten Werft Randolph & Elde & Co., kommt er erstmals mit dem Schiffbau in Kontakt. Mit viel Erfahrung und Wissen kehrt Voss, 33 jährig 1869 nach Hamburg zurück. Er macht selbständig und arbeitet als Zivil-Ingenieur für die Lloyd’s Schiffsversicherung. Durch einen Zufall lernt er seinen späteren Geschäftspartner Hermann Blohm kennen. 1920 verstarb Ernst Voss und wurde auf dem Friedhof Hamburg Ohlsdorf beigesetzt.
Die Blohm und Voss Schiffswerft
Auf Kuhwerder (Teil der Steinwerder Elbinsel, Heute Kuhwerder Hafen) pachteten Blohm und Voss schließlich 1876, mit Hilfe eines 500.000 Goldmark Darlehens von Blohms Vater Georg Blohm, ein 15.000 qm großes Areal und gründeten die Schiffswerft und Maschinenfabrik Blohm & Voss OHG. Ihre Idee, Dampfschiffe in Deutschland zu bauen und den Maschinen- und Schiffsbau zu vereinen, stieß bei den Hamburger Kaufleuten auf Skepsis. Sie bestellten weiterhin Ihre Schiffe in England. Die Anfangszeit wurde für die beiden Gründer zur Bewährungsprobe. Um Ihre Fertigkeiten zu demonstrieren, bauten Sie mit Ihrem letzten Geld das eiserne Segelschiff Bark National. Der Reeder Martin Garlieb Amsinck aus Hamburg, erwarbt das Schiff schließlich 1880. Weitere Aufträge ließen jedoch weiterhin auf sich warten.
Einstieg ins Reparaturgeschäft
Blohm und Voss suchten fortan nach Möglichkeiten den Schiffbau anzukurbeln. Das Geschäft mit Schiffsreparaturen versprach krisenfest zu sein – eine Marktlücke wie sich herausstellte. Bisher mussten Schiffe entweder für Reparaturen nach England fahren oder in einen halb gekenterten Zustand gebracht werden, um diese sie reparieren zu können. Allerdings verfügten Blohm und Voss nicht über ein funktionstüchtiges Reparatur-Dock. Mit dem Entwurf von Ernst Voss sowie geliehen Geld von Blohms Brüdern George und Frederico wurde schließlich das Dock I fertiggestellt. Der Bau belebte das gesamte Geschäft (um 1884) und führte auch zu den ersten Schiffbau-Aufträgen Hamburger Reeder. 1.200 Mitarbeiter beschäftigte die Werft in dieser Zeit und eine Umwandlung in eine KGaA erfolgte. Der Bedarf an Schiffen und Reparaturen durch die Kolonisierung Afrikas, führte in der Folgezeit zu immer volleren Auftragsbüchern. Blohm und Voss musterte sich zur größten Schiffsbauwerft Europas.
Die Wende geschafft
Kurz vor der Jahrhundertwende hatten sich Blohm und Voss einen Namen beim Bau von Schlachtkreuzern für die Kaiserliche Marine gemacht. Das Werftgelände wurde daraufhin auf 560.000 qm erweitert, dem größten zusammenhängenden Werftareal der Welt. Auch ihr neuer Hammer-Wippkran, der bis zu 250 Tonnen heben konnte, suchte seines Gleichen. Ein folgendes Lizenzabkommen mit Parsons aus England (Parsons-Turbine von Charles Parson), sorgte für den Bau der ersten Turbinen- und Vierschraubenschiffe, wie der SMS (Seine Majestät Schiff) Dresden. 1908 wurde das größte Schwimmdock der Welt, das Dock 5 mit 46.000 t Hebelast in Dienst gestellt. Zudem führt nun mit dem St. Pauli Elbtunnel ein Weg für die Arbeiter zur Werft. 1933 rief die Werft ein neues Projekt ins Leben. Gegenüber dem Stadtteil Blankenese am heutigen Mühlenberger Loch, entstand eine Fabrik für den Bau von Flugboten. Heute ist die ehemalige Tochtergesellschaft der Werft bekannt als Airbus Hamburg.
Kriegs- und Nachkriegszeit
Im 1. und 2. Weltkrieg wurde vermehrt auf den Bau von U-Booten umgestellt. Zum Einsatz kamen jetzt auch Frauen, Kriegsgefangene und KFZ-Häftlinge. 1937 entstand das Fahrgastschiff Willhelm Gustloff sowie 1939 das Schlachtschiff Bismarck. 1942 wird auf Weisung der Kriegsmarine schließlich das 351 Meter lange Trockendock Elbe 17 fertiggestellt. Die Wert ist Ziel von 38 Luftangriffen, kann jedoch weiterarbeiten. Nach dem Krieg arbeiteten noch unter 200 Mitarbeiter für die Werft. Der Neubeginn gestaltete sich schwierig. Nur kleine Küstenschiffe werden vereinzelt gefertigt, hauptsächlich jedoch Reparaturen und Schiffsabwrackungen durchgeführt.
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Wirtschaftswunder: Es gibt wieder Arbeit
Im Jahr 1962 folgten die ersten Massengutfrachter sowie vermehrte Aufträge der Marine. Vier Jahre später übernahm man die benachbarte Werft H. C. Stülcken (ST). Das Containerzeitalter begann für B & V 1968 mit
dem Bau des ersten Containerschiff, der Elbe Express für die HAPAG Reederei. Die Geschäfte verliefen nun wieder besser und bald beschäftigte man 8000 Mitarbeiter auf dem Gelände. Als letzte der verbliebenen Hamburger Großwerften, übernahm Blohm und Voss (B & V) am 01.10.85 auch die HDW Werft. Diese war aus den Werften Vulcan, Howaldtswerke (HWH) und Deutsche Werft (DW) entstanden.
Der Übernahmeprozess fand schließlich 2005 seinen Höhepunkt: Blohm und Voss wurde Teil der neuen ThyssenKrupp Marine Systems AG. Einzelne Bereiche gehören heute jedoch auch der schwedischen SKF-Group. Neben der Reparatur von Schiffen, ist man jetzt vor allem mit dem Bau großer Yachten beschäftigt. Hier findest du die Website der Werft mit weiteren Informationen.
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